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Schneetreiben im Helm | 2 Fotos

Die Berge wollen mich nicht mehr. Das beruht spätestens seit dem Schneetreiben in meinem Helm auf Gegenseitigkeit. Als mich auf 4500 m Höhe die Regenfront erwischt, sind es noch um die acht Grad. Ich stoppe, um mich auf das vorzubereiten, was ich den Pass hinauf in ein paar Kilometer Entfernung sehe: Schnee. Dann hält auch auch noch ein entgegen kommender Motorradfahrer kurz an und warnt mich vor den üblen Bedingungen. Er sieht glücklich aus, er fährt in die andere Richtung. Ich schaue eher missmutig. Ich komme gerade aus Arequipa und will zum Colca Canyon, dem mit 3.269 m Tiefe zweittieftsten Canyon der Welt. Der Grand Canyon ist ein Witz dagegen. Umdrehen kommt für mich nicht Infrage. Ich verpacke mich warm, gebe wieder Gas und versuche mir Mut zu machen, dass es schon nicht so schlimm werden wird. Es sollte noch schlimmer werden. Auf knapp 5000 m Höhe sinkt die Temperatur auf 2 Grad, das Schneetreiben wird dichter, und ich sehe eigentlich gar nichts mehr. Mein abgedunkeltes Visier ist so stark beschlagen, dass ich es immer wieder nach oben klappe. Auch keine ideale Lösung, denn nun habe ich den Schnee im Helm. Inzwischen schleiche ich nur noch, werfe unruhige Blicke in meine Rückspiegel, in Sorge, dass mir ein durchgeknallter Lastwagenfahrer ins Heck rauscht. Während ich langsam meinem heutigen Etappenziel, dem kleinen Ort Chivay, naher komme, träume ich von Hängematten, Palmen und der See. Eine Badewanne wäre auch nicht schlecht. Chivay liegt tiefer, lediglich auf 3600 m Höhe, dort angekommen, hat sich der Schnee in Regen gewandelt. Ein Besuch des Canyon hake ich nach einem Blick in den Himmel ab. Im halbwegs warmen Hostel schaue ich in meine Reiseführer, wie denn die Strände in Ecuador und Bolivien sind. Die Berge können mich mal.

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